ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die im Kindesalter beginnt und oft bis ins Erwachsenenalter anhält. Sie ist durch ein anhaltendes Muster von Unaufmerksamkeit und/oder Hyperaktivität-Impulsivität gekennzeichnet, das häufiger und schwerwiegender ist als das bei Menschen vergleichbaren Entwicklungsstands.
Wissenschaftliche Definition von ADHS
ADHS wird im Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-5) der American Psychiatric Association und der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation beschrieben. Die DSM-5-Kriterien sind dabei besonders prägend:
DSM-5-Kriterien für ADHS
Unaufmerksamkeit: Mindestens sechs der folgenden Symptome (bei Kindern) oder fünf (bei Jugendlichen und Erwachsenen) müssen für mindestens sechs Monate in einem Ausmaß vorhanden sein, das unangemessen und inkonsistent mit dem Entwicklungsstand ist:
Häufiges Versagen, genaue Aufmerksamkeit auf Details zu richten oder Sorgfaltsfehler in Schularbeiten, Arbeit oder anderen Aktivitäten zu machen.
Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuerhalten.
Scheint häufig nicht zuzuhören, wenn direkt angesprochen.
Befolgt häufig nicht vollständig Anweisungen und scheitert daran, Schulaufgaben, häusliche Pflichten oder Aufgaben am Arbeitsplatz zu erledigen.
Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren.
Vermeidet häufig oder ist widerwillig bei Aufgaben, die anhaltende geistige Anstrengung erfordern.
Verliert häufig Gegenstände, die für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt werden.
Leichte Ablenkbarkeit durch äußere Reize.
Häufiges Vergessen bei täglichen Aktivitäten.
Hyperaktivität und Impulsivität: Mindestens sechs der folgenden Symptome (bei Kindern) oder fünf (bei Jugendlichen und Erwachsenen) müssen für mindestens sechs Monate in einem Ausmaß vorhanden sein, das unangemessen und inkonsistent mit dem Entwicklungsstand ist:
Zappelt häufig mit Händen oder Füßen oder windet sich auf dem Sitz.
Steht häufig in Situationen auf, in denen Sitzenbleiben erwartet wird.
Läuft häufig herum oder klettert in Situationen, in denen dies unpassend ist (bei Jugendlichen oder Erwachsenen kann dies auf ein Gefühl innerer Unruhe beschränkt sein).
Ist häufig unfähig, ruhig zu spielen oder Freizeitaktivitäten ruhig nachzugehen.
Häufig „auf Achse“ oder handelt, als wäre „getrieben von einem Motor“.
Redet übermäßig viel.
Platzt häufig mit Antworten heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt ist.
Hat Schwierigkeiten, in der Warteschlange zu stehen.
Unterbricht oder stört häufig andere (z. B. mischt sich in Gespräche oder Spiele anderer ein).
Neurobiologische Basis
ADHS wird als neurobiologische Störung verstanden, bei der genetische und umweltbedingte Faktoren eine Rolle spielen. Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Neurotransmitter wie Dopamin und Noradrenalin im Gehirn eine wichtige Rolle bei der Modulation der Aufmerksamkeit und Impulskontrolle spielen. Strukturelle und funktionelle Unterschiede in bestimmten Hirnregionen, wie dem präfrontalen Kortex und den Basalganglien, wurden ebenfalls bei Personen mit ADHS beobachtet.
Prävalenz und Diagnostik
ADHS ist eine der häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter, mit einer weltweiten Prävalenz von etwa 5%. Die Diagnostik erfolgt durch eine umfassende klinische Bewertung, die Anamnese, Verhaltensbeobachtungen und standardisierte Fragebögen umfasst. Eine sorgfältige Differenzialdiagnose ist wichtig, um andere mögliche Ursachen der Symptome auszuschließen.